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Moderne Arbeitszeitmodelle bei JK: "Ich war bei JK so etwas wie ein Versuchskaninchen"
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Moderne Arbeitszeitmodelle bei JK: “Ich war bei JK so etwas wie ein Versuchskaninchen”

4. November 2024

Seit November 2019 ist Lisa Stoltz Teil des JK-Teams. Seit August 2024 trägt sie ganz offiziell den Doktor-Titel. In unserem Interview spricht sie darüber, wie es ist, bei JK parallel zum Arbeitsalltag zu promovieren und sich gleichzeitig auf der Karriereleiter vom Associate zum Consultant hochzuarbeiten.

JK: Liebe Lisa, oder besser gesagt: Liebe Frau Dr. Stoltz! Noch einmal herzlichen Glückwunsch zum Doktor-Titel! Während du deine Dissertation geschrieben hast, warst du auch intensiv in die Arbeit bei JK eingebunden. Wie kam es zu dieser Verbindung von Forschung und Arbeit in einem Beratungsunternehmen?

LS: Vielen Dank für die Glückwünsche! Es ist zwar schon einige Monate her, seit mir der Doktortitel verliehen wurde, aber so ganz habe ich mich noch nicht daran gewöhnt, mit „Frau Doktor“ angeredet zu werden. Dabei hatte ich eigentlich genug Zeit, mich darauf vorzubereiten. Schließlich habe ich schon im Jahr 2017 mit den Forschungen für die Promotion an der University of Warwick in England begonnen. In den ersten zwei Jahren habe ich Vollzeit am PhD gearbeitet. Ich wollte allerdings gerne meine akademischen Fortschritte mit der Praxis verbinden. Daher habe ich im Jahr 2019 damit begonnen, mich nach einer Stelle umzuschauen, die sowohl zu meinen Interessen als auch zu meinem Studienhintergrund passt. Von Hause aus bin ich Politikwissenschaftlerin und habe mich für meinen Master intensiv mit der Steuerung komplexer und innovativer technischer Systeme beschäftigt. Daran anschließend ging es in meiner Dissertation um die Frage, wie Daten, Statistik und Visualisierungen dazu genutzt werden können, um komplexe Zusammenhänge besser zu kommunizieren. JK arbeitet in der Beratung und Umsetzung ja mit ganz ähnlichen Themen. Ich hatte mich initiativ bei JK beworben, gleichzeitig wurde dort jemand als Verstärkung für das Team „Dialog und Beteiligung“ gesucht. Inhalte und Timing passten also schonmal perfekt zueinander.

JK: Von den thematischen Schnittpunkten einmal abgesehen, welche weiteren Aspekte waren dir beim Einstieg in die Beratung besonders wichtig?

LS: Ich wollte unbedingt meine Promotion parallel zum Berufseinstieg durchziehen. Insofern habe ich viel Wert auf Flexibilität gelegt, und damit auf die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten. Zunächst schien es jedoch so, als ob sich meine akademischen Ambitionen und Beratung nicht verbinden lassen. Bei viele Beratungsunternehmen, mit denen ich in Kontakt war, stieß meine Idee eines Teilzeitmodells eher auf Skepsis oder sogar Ablehnung. Heute, nach der Corona-Pandemie, mag sich das geändert haben. Aber 2019 hörte ich oft „Beratung in Teilzeit, das geht nicht“. Bei JK war das jedoch anders! Das Team sah meinen Vorschlag als Chance, neue Arbeitszeitmodelle auszuprobieren, die zu den individuellen Lebensumstände der Menschen passen. Von Beginn an spürte ich: Hier ist ein Unternehmen, das Lust auf mich hat und bereit ist, das Experiment „berufsbegleitende Promotion in Teilzeit“ gemeinsam zu wagen.

JK: Du bist jetzt seit fünf Jahren im Team von JK. Man kann also behaupten, dass das Experiment erfolgreich war, oder?

LS: Auf jeden Fall! Ich bin damals direkt in den Bereich „Dialog und Beteiligung“ eingestiegen. Zunächst haben wir ein Modell mit zwanzig Arbeitsstunden pro Woche ausprobiert, um zu sehen, wie das für alle Seiten funktioniert. Ich habe schnell gemerkt, dass bei mir noch mehr möglich wäre, also haben wir auf 28 Stunden aufgestockt. Meine Arbeitstage waren Montag bis Donnerstag, wobei ich jeweils eine Stunde früher Schluss gemacht und die Zeit für meine Dissertation genutzt habe. Den Freitag habe ich mir komplett freigehalten, um mich auf meine Forschung zu konzentrieren. Das ließ sich aber nicht konsequent in jeder Woche durchhalten. Es gab immer wieder mal Phasen mit höherem Arbeitsaufkommen in den JK-Projekten. Da habe ich dann selbstverständlich nicht um 17 Uhr den Stift fallen gelassen und gesagt „So, ich geht jetzt mal forschen.“ Umgekehrt gab es auch Zeiten, in denen ich mich mehr auf meine Arbeit am PhD konzentrieren musste. Da haben die Flexibilität von JK und die Rückendeckung aus dem Team es möglich gemacht, dass ich in den Projekten zeitweise kürzertreten konnte, ohne dass die Beratungsqualität gegenüber unseren Kunden gelitten hat. Insgesamt hat das Modell gut funktioniert. Allerdings war dafür von beiden Seiten eine gute Planung erforderlich.

JK: Wie hast du es geschafft, die Balance zwischen Arbeit und Studium zu halten?

LS: Das Wichtigste war, eine klare Trennlinie zu ziehen. Ich habe meine Arbeit so organisiert, dass ich den JK-Laptop nach Ende der Arbeitszeit bewusst zuklappen konnte. So konnte ich nicht in die Versuchung geraten, „nur noch schnell“ etwas für ein Projekt zu erledigen, und dann immer weiter Zeit von der Promotion abzuknapsen. Umgekehrt habe ich versucht, meine Arbeit an der Dissertation so effizient wie möglich zu managen. Es war manchmal herausfordernd, besonders in den intensiven Phasen des PhD. JK hat mir immer den nötigen Freiraum gelassen, um Aufgaben umzuorganisieren, wenn es nötig war. Ich kann es nur noch einmal betonen: Entscheidend waren gute Planung und beiderseitige Flexibilität.

JK: Was meinst du wird dir aus deiner Promotionszeit bei JK besonders in Erinnerung bleiben?

LS: Immer wieder interessant waren die Reaktionen der Kolleg*innen, aber auch vieler Kund*innen, wenn sie erfuhren, dass ich neben der Beratung noch einen PhD mache. In der Regel waren die Reaktionen positiv. Aber hin und wieder schwang in den Rückfragen und Kommentaren auch etwas Unglauben mit, ob es überhaupt möglich sei, Verantwortung in der Beratung zu übernehmen und einen akademischen Grad zu erlangen. Grundsätzlich denke ich, wir unterschätzen manchmal das Verständnis und die Flexibilität, die uns auch von Seiten der Kund*innen entgegengebracht wird. Mit meinem Teilzeitarbeit-Promotions-Modell war ich bei JK so etwas wie ein Versuchskaninchen. In den rund fünf Jahren, die das Experiment gedauert hat, hat sich gezeigt, dass Teilzeit und flexible Arbeitsmodelle auch in der Beratungsbranche möglich sind. Zudem kommen flexible Arbeitszeitmodelle nicht nur für Eltern mit Kindern in Frage, sondern sind grundsätzlich für alle geeignet, die über den Berufsalltag hinaus Verpflichtungen oder Ambitionen haben. Mittlerweile gibt es im JK-Team ganz unterschiedliche flexible Arbeitszeitmodelle, die zu der Vielfalt der Lebenssituationen passen.

JK: Welche Empfehlungen hast du für andere, die ebenfalls in Teilzeit arbeiten und nebenher die Promotion oder ein anderes Projekt verwirklichen wollen?

LS: Man sollte sich gut überlegen, wieviel Zeit man für die Promotion oder das Projekt wirklich benötigt. Und man sollte die Flexibilität des Arbeitgebers genau kennen. Bei JK hatte ich das Glück, dass die Geschäftsführung und das gesamte Team offen für meine Bedürfnisse waren. Wichtig ist auch, die Belastung richtig einzuschätzen. Man darf nicht vergessen, dass 28 Stunden Arbeit plus ein PhD schnell zu einer Auslastung von deutlich über 100 Prozent führen können. Die eigene Freizeit oder dringend nötige Erholungsphasen können da schnell hinten runterfallen. Wenn es mal echt zu viel wird, hilft in jedem Fall: miteinander reden. Mit einem verständnisvollen Arbeitgeber wie JK lässt sich immer eine Lösung finden.

JK: Vielen Dank, Lisa, für deine Einblicke und wertvollen Tipps!

Über die Interviewte

Dr. Lisa Stoltz

Lisa Stoltz absolvierte ihren Master in Politikwissenschaften an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Ihr Schwerpunkt lag dort auf der Steuerung komplexer innovativer technischer Systeme. In dieser Zeit erforschte sie die Rolle und den Einfluss von Stakeholdern auf den Verlauf von Großprojekten. In ihrer Promotion in Interdisziplinäre Studien an der University of Warwick in England lang der Fokus auf der Darstellung und Kommunikation von Daten und Forschungsergebnissen in komplexen Themenbereichen.

Bei Johanssen + Kretschmer berät Lisa Stoltz vorwiegend Unternehmen und Organisationen in den Bereichen früher Öffentlichkeitsbeteiligung und Akzeptanzplanung bei Infrastrukturvorhaben.